Hugo Vuyk | 7. November 2022 | 3 Min. Lesezeit
Angehenden Journalisten riet man schon lange, sie sollten beim Schreiben eine ihnen bekannte Person vor Augen haben – heute wird für Personas konzipiert.
Wer beim Verfassen eines Textes eine gute Kollegin, einen guten Freund oder ein Familienmitglied vor Augen hat, wird von dieser Person Fragen hören wie: Was steckt hinter der Position der Politikerin, die in deinem Artikel zu Wort kommt? Wie können Lücken in der Altersvorsorge überhaupt entstehen? Was bedeutet das jetzt für meine Situation? Fragen, die der Autorin oder dem Autor helfen, den eigenen Artikel zu verbessern und so gut wie möglich an die Bedürfnisse der Leserschaft anzupassen. Aber auch Fragen, die sich sonst beim Schreiben so mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in dem Umfang gestellt hätten, wenn nur an die Zielgruppe der Publikation gedacht worden wäre.
Die entscheidenden Fragen im richtigen Augenblick
Genau wie der Autorin oder dem Autoren bei der Arbeit helfen Personas bei der Entwicklung einer neuen Website oder eines integrierten Kommunikationskonzeptes, denn schliesslich konzipiert oder designt wir immer für eine andere Person, nie für uns selber. Wie Desigerninnen und Designer zu fünf bis sieben Personas gelangen und sie mit genügend Eigenschaften anreicherern, ist in vielen Büchern und Blogs beschrieben – stellvertretend dafür ein Beitrag von Himanshu Khanna. Wichtig ist, dass einem die Personas bei der Arbeit begleiten – dass ihre Bilder an der Wand hängen oder auf dem Bildschirmhintergrund fixiert sind. So schauen sie uns bei der Arbeit zu und stellen im richtigen Augenblick die entscheidenden Fragen.
Bei der Konzeption des neuen Webauftritts eines Museums führten Yuki und Taro Shikibu aus Nagoya zu ganz anderen Anforderungen als das Rentnerehepaar Maria und Hans Weiss aus Zürich, die eine Jahresmitgliedschaft beim Museum haben und mit ihren Enkelkindern mehrmals im Jahr Ausstellungen besuchen. Die Besucher aus Japan wollen die Highlights sehen, benötigen die relevanten Informationen vom Anfahrtsweg bis zu Rabatten auf Englisch und wollen diese auf dem Smartphone komfortabel lesen können. Die Kunstfreunde vom Zürichberg hingegen sind interessiert an Mitgliederanlässen und wollen ihren Enkeln gern ab und an den Besuch von altersgerechten Veranstaltungen ermöglichen, um so zur Kulturvermittlung beizutragen.
Für jede Persona die richtige User Journey
Mit Hilfe der Ziele, Gewohnheiten und Anforderungen der verschiedenen Personas konnten die Inhalte der Website so ausgewählt und strukturiert werden, dass sich unterschiedlichste Menschen schnell zurechtfinden. Und schliesslich führen für einzelne Personas konzipierte Userjourneys dazu, dass potenzielle Besucher diejenigen Antworten bekommen, die sie zu tatsächlichen Besuchern des Museums machen.
Erfunden hat das Persona-Konzept übrigens weder ein Journalist noch ein Marketingprofi, sondern der amerikanische Softwareentwickler Alan Cooper, der in den 1980-er Jahren einen Weg suchte, um seine Computerprogramme nutzerfreundlicher werden zu lassen. Neben dem Design Sprint ein weiteres Beispiel dafür, wie Methoden aus anderen Disziplinen auch im Content Marketing sinnvoll eingesetzt werden können.